Johanna Sigl
Syene II. Die Tierfunde aus den Grabungen von 2000 – 2009. Ein Beitrag zur Umwelt- und Kulturgeschichte einer oberägyptischen Stadt von der pharaonischen Spät- bis in die Mameluckenzeit.

Beiträge zur ägyptischen Bauforschung und Altertumskunde, Band 19

Format: 35 x 24,5 cm – Hardcover
Umfang: 328 Seiten, mit 106 Abbildungen, davon 24 in Farbe, 1 CD-ROM

Inhalt / Content

ISBN: 978-3-935012-22-5
Preis: 112,00 €
© PeWe-Verlag 2017

Vor mehr als 2500 Jahren entstand auf dem Ostufer des Nils, gegenüber der auf der gleichnamigen Insel gelegenen pharaonischen Stadt Elephantine die Stadt Syene, der Vorläufer des heutigen Assuan. Die beiden Partnerstädte bildeten das Tor von und nach Nubien bzw. Zentralafrika. Durch sie führte der Großteil von Handelsexpeditionen um Gold, Elfenbein und andere Waren für Ägypten und den Mittelmeerraum zu beschaffen. Gleichzeitig sind beide Städte aufgrund ihrer strategischen Wichtigkeit an der Südgrenze des Landes Zeit ihres Lebens als Militärstützpunkte anzusehen und als solche von stetigem Wandel in ihrem Bevölkerungsbild geprägt: Soldaten und Söldner wie auch Kaufleute vieler Nationen waren temporär oder dauerhaft in den Städten anwesend und beeinflussten das Leben am ersten Katarakt durch ihre eigenen kulturellen und religiösen Gewohnheiten. Während sich dabei auf Elephantine die ersten zweieinhalb Jahrtausende ägyptischer Geschichte fast durchgehend fassen lassen, schlägt die Erforschung Syenes die Brücke über das islamische Mittelalter zur Neuzeit.
Die Untersuchung der Tierreste aus den Ausgrabungen des Schweizerischen Instituts für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo in Kooperation mit dem Assuaner Inspektorat des Ministeriums für Altertümer in Ägypten ermöglicht einen tiefen Einblick in die Tiernutzungsgewohnheiten der Bewohner der Stadt Syene von der ägyptischen Spätzeit bis in das 15. Jahrhundert nach Christus. Die Studie von Skelettmaterial dieser Zeitstellung und von Haus- und Wildtieren aller Tierfamilien stellt in der archäozoologischen Erforschung Ägyptens bisher eine Forschungslücke dar, die über diesen Band zumindest für den Raum des ersten Katarakts geschlossen werden kann.
Die Präsentation des Fundmaterials, aufgeschlüsselt nach den identifizierten Arten, ist eingebettet in einen ausführlich dargestellten methodischen Untersuchungsrahmen sowie den Vergleich zu Faunenstudien ganz Ägyptens von der pharaonischen bis in die Neuzeit. Die Einzeldiskussionen der Spezies werden ergänzt durch eine Interpretation des Gesamtmaterials im Hinblick auf den Wandel der Haustiernutzung, von Speisevorlieben und Zuchtkenntnissen. Exemplarisch wird die Nutzung von Tierresten für den Nachweis von Handelswege von und nach Assuan im Laufe der rund 2500 Jahre jüngster Geschichte der Stadt versucht. Besondere Beleuchtung erfährt die Frage nach der Verortung der Unterbringung, des Aufwands der Futterversorgung sowie der Größe von Haustierherden, die für den fleischlichen Ernährungsbestandteil der Bewohner Syenes nötig waren.

 

More than 2500 years ago, on the east bank of the Nile, opposite the Pharaonic town of Elephantine on the island of the same name, the town of Syene, predecessor of today’s Assuan, came into existence. The partner towns formed the gateway to Nubia and Central Africa. They lay on the route of most trade expeditions on their way to procure gold, ivory and other goods for Egypt and the whole Mediterranean. Due to their strategic importance at the south border of the country both towns must also be seen as permanent military strong-points undergoing continuous change in the composition of their inhabitants: soldiers and mercenaries as well as merchants of many nations lived there for shorter or longer periods and brought their respective cultural and religious traditions to the First Cataract. While Elephantine provides an almost complete insight into the first two and a half millennia of Egyptian history, the exploration of Syene builds a bridge via the Islamic Middle Ages to the Modern Era.
The examination of faunal remains from the excavations of the “Schweizerisches Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde” in Kairo in cooperation with the Assuan inspectorate of the Egyptian Ministry of Antiquities allows a deep view, from the Late Period of ancient Egypt until the 15th century A.D., into the ways that the inhabitants of Syene made use of animals. So far the archaeozoological exploration of Egypt lacks a study of skeletal material of that time span as well as of domesticated and wild animals from all families: this volume closes the gap, at least for the area around the First Cataract.
The presentation of the material according to the identified species is accompanied by a detailed description of the methodological background as well as by comparisons with faunal studies all over Egypt from Pharaonic times to the Modern Age. The ideas discussed with regard to individual species are supplemented by the interpretation of the complete material as to changes in the ways of utilizing domesticated animals, as to preferences in the diet or as to knowledge of breeding. Faunal remains are also used as a possible means of information about trade routes to and from Assuan in the course of the roughly 2500 years of the town’s history. A special attempt has been made to throw light on the questions after shelter for the animals, the supply with fodder and the size of the herds of domesticated animals needed for the meat part in the diet of Syene’s inhabitants.