Martin Gruber
Der Baudekor des zweiten Jahrtausends v. Chr. in Mesopotamien. Formen – Motive – Perzeption.

Münchener Abhandlungen zum Alten Orient — Band 3

Format: 30 x 21 cm — Hardcover
Umfang: 384 Seiten, mit 339 Abbildungen im Text

Inhalt / Content

ISBN: 978-3-935012-35-5
Preis: 65,00 €
© PeWe-Verlag 2019

Die vorliegende Abhandlung widmet sich den archäologischen Belegen für Baudekor im Mesopotamien des zweiten Jahrtausends v. Chr. und versucht unter Berücksichtigung verschiedener zeitgenössischer Quellen die unterschiedlichen Aspekte dieser architektonischen Ausdrucksform zu beleuchten.
Im Vordergrund stehen Sakralbauten, da die Fülle an Belegen sie als den bevorzugten und nicht selten einzigen Träger der hier behandelten Formen des Baudekors ausweist. Der plastische Baudekor an den Außen- und Hoffassaden altorientalischer Tempel ist neben ihrer monumentalen Bauweise einer der unmittelbarsten architektonischen Formalismen, mit deren Hilfe der sakrale Raum bildkräftig von der übrigen Stadtbebauung abgegrenzt wird. Die ostentative Morphologie sakraler Baukörper unterstreicht die architektonische Distinktion zwischen „Tempeln“, „Wohnhäusern“ oder „Palästen“, die im altorientalischen Sprachverständnis deutlich unschärfer zu Tage tritt. Darüber hinaus bilden die oft über Jahrhunderte gepflegten Sakralbauten innerhalb des wechselhaften urbanen Umfelds eine wichtige architektonische Konstante und stehen in dieser Hinsicht den zumeist kurzlebigeren Palast- und Profanbauten entgegen.
Die sakrale Architektur wird dadurch zu einem bedeutenden und vor allem dauerhaften Bezugspunkt für die räumliche Orientierung der Stadtbewohner und ist daher nicht nur als leblose, räumliche Kulisse der Gesellschaft zu verstehen, sondern als eigenständiges, aktives und lenkendes System, dessen Kommunikationspotential selbst nach Jahrtausenden nicht erloschen ist.

 

This study deals with the archaeological examples of architectural ornamentation in 2nd-millennium Mesopotamia. Diverse contemporary sources have been consulted in the attempt to elucidate the differing aspects of this form of expression by architecture. The emphasis is on sacred buildings as, by abundant examples, they are shown to be the preferred – and often only – carriers of those forms of architectural ornamentation that are here treated. Besides the monumentality of construction the ornaments at the outer as well as at the courtyard façades of temples in the Ancient Near East are among the most obvious architectural formalisms that mark the sacred space off from other buildings in town. The ostentatious morphology of sacred buildings underlines the architectural differentiation between ›temples‹, ›dwelling-houses‹ and ›palaces‹, a differentiation which is far from emerging as clear-cut in the usage of the respective ancient languages. The sacred buildings tend to be carefully looked after throughout centuries, thus forming an important architectural landmark within a changeful urban environment – in contrast to more short-lived palaces and other profane buildings. In this way, sacred architecture becomes a meaningful and long-lasting reference point for the inhabitants’ orientation; sacred architecture is more than the lifeless background of a society, it is rather an active guiding system whose communicative potential has not ceased to exist, not even after millennia.